Ostrazismus bezeichnet das Ignorieren oder Ausschließen einzelner Personen oder Gruppen durch andere.[1] Es ist ein Phänomen, welches sowohl bei Naturvölkern als auch in modernen Gesellschaften auftritt sowie in Gruppen jeglichen Alters.[2] Die Ächtung eines Gruppenmitgliedes oder deren Androhung findet vorrangig in Gruppen mit einer hohen Kohäsion statt und trägt ihrerseits zur Stabilisierung der Gruppenkohäsion bei. Bei den von der Ausgrenzung oder Ächtung Betroffenen löst dies starke seelische Belastungen aus.[3][4]
Eine weitere Definition besagt, dass der Ostrazismus die soziale Ausgrenzung oder Exklusion an den Rand der Gruppe oder Gesellschaft ist. Damit ist der Prozess gemeint, in dem Einzelpersonen oder ganzen Gemeinschaften von Menschen systematisch verschiedene Rechte, Möglichkeiten und Ressourcen (oder der volle Zugriff darauf) verweigert werden, die normalerweise für die Mitglieder einer anderen Gruppe zur Verfügung stehen und die von grundlegender Bedeutung für die soziale Integration in bestimmte Gruppen sind (wie z. B. Wohnen, Beschäftigung, Gesundheit, bürgerliches Engagement, demokratische Teilhabe und ordnungsgemäße Verfahren, Prozesse).[5]
Der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Englischen übernommene und weiter gefasste Begriff des Mobbings hat den in der Experimentellen Psychologie verwendeten Begriff des Ostrazismus weitgehend abgelöst. Weiterhin synonym wird der biblische Begriff des Sündenbocks verwendet, der die gruppendynamische Funktion des Ostrazismus betont.